Die dunklen Wasser von Exeter by Paul Marten

Die dunklen Wasser von Exeter by Paul Marten

Autor:Paul Marten [Marten, Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalroman
ISBN: 9783732540112
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2017-09-28T22:00:00+00:00


TAG 5

SONNTAG, 17. JULI

27

Craig hatte ein Airwave ohne Personenkennung mitgenommen und auf dem Nachttisch platziert. Es verstrich keine Minute, in der nicht eine Meldung einging. Langsam ging Craig die schwüle Hitze auf die Nerven. Und nicht nur ihm. Die Kollegen in Uniform hatten alle Hände voll zu tun. Reihenweise rissen den Leuten die Nerven: doppelt so viele Fälle von häuslicher Gewalt. Zählte man die Fälle hinzu, die nicht gemeldet wurden, waren es wahrscheinlich viermal so viele. Sechs Schlägereien und eine Welle von asozialem Verhalten, wobei das Pinkeln auf die Straße das geringste Vergehen war. Die Geduld der Kollegen wurde auf eine harte Probe gestellt, die nicht jeder bestand. Gerade war die Meldung reingekommen, dass drei Streifenbesatzungen eine Kneipenschlägerei derart gründlich beendet hatten, dass die Beteiligten, aber leider auch Unbeteiligte auf dem Weg ins Wonford Hospital waren. Wenn nicht bald ein Gewitter die Spannung aus der Luft wusch, konnte wer weiß was passieren. Und am Nachmittag stand das Lokalderby an: Auch wenn Exeter nur in der dritten Liga spielte – es würde ein heißer Sonntag werden, denn Hooligans hatten sich angekündigt.

Die Stunden flossen träge dahin, immer wieder nickte Craig ein und schreckte aus dem Schlaf hoch, entweder weil er seinen Albtraum träumte oder das Airwave Meldungen brachte. Zumindest war nichts dabei gewesen, das mit Meiers zu tun hatte. Weder war er verhaftet, noch ermordet worden, und er hatte auch nicht die Kollegen gerufen und ihn ans Messer geliefert.

Um fünf hielt es Craig nicht mehr aus. Er sprang aus dem Bett. Im Bad rupfte er den weißen Duschvorhang zur Seite, der am unteren Ende bereits schwarze Flecken hatte. Craig fragte sich, welche Bakterien sich dort angesiedelt hatten und welche Krankheiten man davon bekommen konnte. Der Bakterienrand hatte sich, seit er hier wohnte, immer weiter ausgebreitet. Selbst das Kochprogramm der Waschmaschine hatte ihm nichts anhaben können. Auf seiner Liste der zu erledigenden Dinge stand daher ein neuer Duschvorhang. Vielleicht kam er heute dazu. Er lachte kurz. Er stellte sich unter den rostigen Duschkopf und drehte den Kaltwasserhahn voll auf. Handwarm prasselte das Wasser auf ihn ein, das zumindest den Schweiß abspülte. Mit seinem einzigen großen Handtuch rubbelte er sich gründlich ab.

Im Kühlschrank fand er einen halben Liter Milch, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum zwar abgelaufen, der aber noch genießbar war. Er leerte die Packung in einem Zug, sein Magen quittierte die eiskalte Milch mit einem flauen Gefühl, das sich fast zum Brechreiz steigerte. Auf dem Weg ins Headquarter prasselten die Meldungen im Sekundentakt herein, er schaltete das Airwave stumm. Ein Löschzug donnerte an ihm vorbei, und vier Streifenwagen.

Der Parkplatz des Headquarters war bereits zur Hälfte belegt, die Kollegen mussten Sonderschichten fahren.

Craig grüßte den Pförtner, der ihn wie immer ignorierte. Leighton war noch nicht im Dienst, Craig fuhr seinen Rechner hoch, loggte sich ein und studierte die Akten. Es war genau so, wie er es erwartet hatte.

Aktennotiz von Großkotz Kruger: »Schöne Grüße an McPherson. Keine Hinweise auf eine Verbindung zum Mordfall Floyd Carpenter.«

Aktennotiz von der Technik: »Tresor geöffnet, kein Inhalt.«

Leighton kam hereingeschlendert, Craig warf einen Blick auf die Uhr, dann einen auf Leighton.



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